Good mood, stable headwind and warm autumn weather: At the premiere of the Steppenwolf, 30 riders started at 10 a.m. on September 23, 2021 on the 662 km long round from Bernau to Usedom and back.

This was the #Steppenwolf21

Finishers:

Started: 30 - Finished: 11

Jonathan L.
Michael K.
Marc G.
Martin H.
Philipp H.
Kilian S.
Roman K.
Christian M.
Silas S.
Oliver M.
Gerhard W.

DNF: Jens P., Mikkel E., Stefan S., Erik S., Thomas T., Olaf F., Ramon B., Thomas S., Andreas J., Josias R., Fips S., Miguel, Benedict G., Eric M., Markus, Socke, Ralf S., Tobit L., Thorsten G.

"Way harder than expected"

by Oliver (Instagram: @vonmanowski)

What a challenge, what a ride!

It‘s the day after and I‘m still glowing (mostly my legs) from finishing the track last night after 84 hours. I came in as 10th rider out of 30. 19 didn‘t finish and one is still on the track as of now.

The track was challenging from day one: a 30 km section of the „Märkische Bergwanderweg“ was definitely the hardest part, steep and narrow mtb trails with a lot of hike-a-bike sections.

Day two was more forgiving had a good flow to it, only the strong north-west wind slowed the pace down, but still made it all the way up to the Baltic Sea and found an amazing spot to sleep reight by the shore.

Day three started with a lot of pain in my left lower leg from pushing my bike up the tracks on day one, making it hard to walk. At this point I was close to quit, but hen figured out that peddling was ok. I missed the checkpoint because I thought it was a glitch on the track and didn‘t realised until arriving in Wolgast, what had happened, so I went back to get it, resulting in a 32km detour. It was worth it!

The rest of the day I took it very easy because of my leg and still managed to finish stage three. The last day was my favourite part of the whole challenge: beautiful flow tracks trough the wood on an early autumn day filled with sunshine. Only the last 50 km were a struggle, when I ran out of pretty much everything: water, snacks and battery for navigation. Also motivation was running low at this point and didn‘t come back until 5 km before the finish line, where Markus and Jonathan waited for me with cookies and drinks. And the final stamp of course!

Since this was the first edition of the Steppenwolf, it was also the first time for me participating in an event like this. It was way harder than expected, so I‘m already looking forward to next year‘s challenge. Thanks to the whole team for this event!

"Plötzlich warf es mich vom Rad"

by Michael (Instagram: @mika_cycle)

„Der Steppenwolf ist eine unkommerzielle selfsupported bikepacking Challenge quer durchs Gelände von Berlin nach Usedom und zurück. Dabei warten auf euch 650 km voller Abwechslung zwischen technischen Trails am Oderbruch, der Strandpromenade Usedoms und etlichen Kilometern entlang von Brandenburger Seen. Ob alleine oder als Rudel, um Tempo zu bolzen oder als persönliche Herausforderung – der Steppenwolf ist für alle da. Er ist kein klassisches Radrennen sondern eine wilde Fahrt zwischen Metropole und Meer, die selbst Profiradsportler:innen fordert.“

Das hört sich gut an, denke ich mir, als ich diese kleine Veranstaltung auf Instagram entdecke. Auch der Ethos der Tour findet meine Zustimmung.

Hinter dem Steppenwolf stehen 2 Brüder, Markus und Jonathan sowie deren Freunde. Zwei sehr sympathische Jungs, die die Strecke auch gescoutet haben. Sie selbst sind auch mitgefahren. Ein interessantes Detail, können sie doch so direkt die Leute unterwegs kennenlernen und umgedreht. Und sie erleben die Strecke 1 zu 1 selbst inkl. dem Wetter.
Start ist das alte Steintor in Bernau bei Berlin. Vorher gibts noch was für den kleinen Hunger und tollen Kaffee in der Eismanufaktur in der Alten Post, wo gleichzeitig auch die Anmeldung stattfindet. Der Inhaber ist ebenfalls begeisterter Radfahrer. Hier bekommt man sogar eine Startnummer und eine Stempelkarte. Echt super!
Die Zeit vergeht schnell, man trifft neue Leute und auch einige bekannte Gesichter sind dabei. Dann rollen wir zum Start, dem Steintor. Hier wird noch ein Gruppenfoto gemacht und Markus sagt ein paar Worte. Pünktlich um 10 Uhr gehts los.

Natürlich ganz entspannt: Man kennt es… Den ersten Streckenabschnitt Bernau – Garzau – Buckow – Bad Freienwalde kenne ich ganz gut. Schon zu Beginn zahlt sich aus, dass ich mich für ein Hardtail für diese Tour entschieden habe. Das Giant XTC ist momentan sowieso mein Lieblings-(Adventure)Rad. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich zuerst das Rad hatte oder mich für den Steppenwolf angemeldet habe. Jedenfalls ist es wie erwartet das ideale Rad dafür gewesen: Robust und komfortabel zugleich und obwohl es ein Racebike ist, macht es auch beim Bikepacking eine super Figur.
Empfohlen wird für die Tour ein MTB oder Gravelbike. In der Streckenbeschreibung wird auf Trails, Wurzel- und Plattenwege und Kopfsteinpflasterwald hingewiesen und das evtl. geschoben werden muss im Sand, wer zu schmale Reifen hat. Auf den Bildern bei Instagram im Vorfeld der Tour sind fast ausschließlich breite Mountainbike Reifen und sogar einmal auch ein Fully zu sehen. Spätestens da war klar, dass es hier ordentlich zur Sache zugehen würde, was den Track betrifft.

Ehrlicherweise war ich am Ende wirklich überrascht, dass ich ohne einen Defekt durchgekommen bin. Bei all den ruppigen Trails, kilometerlangem Kopfsteinpflasterstraßen und Pisten hatte ich echt Befürchtungen, dass noch was kaputt gehen könnte. Selbst die Latexschläuche hielten ohne zu Mucken alles aus. (Ja Schläuche, ich bin nicht tubeless gefahren). Vielleicht noch eine Randnotiz zur Kettenschmierung. Seit einiger Zeit bin ich ja auf Wachs umgestiegen. Vor der Tour hatte ich die Kette nochmal gereinigt und großzügig mit dem Flüssigwachs von Squirt behandelt. Diese Schmierung hielt die kompletten 650 Kilometer. Regen war da auch dabei. Die Kette lief bis zum Ende völlig geräuschlos. So muss das sein!
Also rollten wir ganz entspannt zusammen los. Es dauerte nicht lange, da verlor ich plötzlich meine kleine Ortlieb Saddle Bag bei einer Bodenwelle. Kann passieren, Schrauben von der Halterung nochmal nachgezogen und weiter gings. Ich schloss wieder zu Olaf und Ramon auf, zwei äußerst erfahrene und starke Fahrer. Gemeinsam bewältigten wir die Trails um Buckow und um Bad Freienwalde. Die Tasche hatte ich mittlerweile nun das 3. mal verloren. Jetzt reichte es, ich beendete die Serie schnell mit einem Kabelbinder. Vermutlich ist über die Jahre der Schnellverschluss der Tasche zu sehr ausgeleiert.
Am Schiffshebewerk in Niederfinow trinke ich noch schnell eine Cola. Darauf hatte ich mich die letzten Kilometer schon gefreut. Die Leute vom Imbiss rechneten wohl nicht mehr mit Kundschaft. Die Freude war leider nur einseitig vorhanden. Eine ähnliche Erfahrung machte Marc aus Österreich wie er mir später erzählte in Falkenberg.

Nächstes Ziel ist Joachimsthal bei Kilometer 150. Dort schließt der Supermarkt um 20 Uhr. Die Versorgung ist etwas schwieriger bei Offroad Trips. Fährt man doch großteils abseits der Städte durch Wälder und kleinere Dörfer. Aber alles im Plan bisher und ich bin rechtzeitig am Supermarkt. Ein Falafel gibts auch noch für später. Zusammen mit 1,5l Cola landet er in meinem Rucksack. Nach 45 Minuten gehts weiter in die Nacht rein. Ab dem Zeitpunkt fahre ich oft mit Musik. Einfach herrlich dann, so durch die Wälder zu sausen.
Kurz vor Prenzlau schließt Jonathan zu mir auf, einer der beiden Veranstalter. Wir fahren zusammen durch Prenzlau, dann entschwindet sein Rücklicht wieder langsam aus meinen Augen.
Wie war das Wetter bisher? Angenehme Temperaturen, aber sehr windig. Es war Sturm angesagt. Windrichtung West. Teils war es schon echt heftig, wenn einen mal eine Böe erfasste. Einmal krachte im Wald neben mir ein Baum zusammen. Ich habs gehört trotz Musik auf den Ohren, so laut war es. Ein anderes Mal, ich schnäuzte grade aus, musste ich eine Vollbremsung machen, weil eine Böe mich in diesem Augenblick von der Straße drückte, und zwar direkt in die Sträucher am Straßenrand. Andere hatten da mehr Pech. Ein Teilnehmer fuhr zweimal in einen Graben, den er in der Dunkelheit mit dem Weg verwechselte… Geregnet hat es auch ab dem späten Nachmittag. Das war aber komisch. Schon vor Joachimsthal gab es immer mal wieder Sprühregen. Kein Problem gewesen. Ab Joachimsthal sollte die Schauerlinie eigentlich durch sein. Es nieselte ab und zu immer mal wieder leicht. Auch mal mehr. Bis es einmal dann richtig eklig wurde. Der schützende Wald war nun auch nicht mehr da. Ich war schon fast komplett nass, als ich mich entschloss, dann doch mal die Regenklamotten anzuziehen. Wenigstens wurde es nicht so kalt in der Nacht und so kam ich noch ganz gut durch. Das Spielchen mit dem Regen dauerte noch eine Weile. Ich war grade wieder einigermaßen trocken, da fing es wieder an…

In Erinnerung geblieben ist mir noch ein Pflasterabschnitt vor Strasburg. Er schien endlos, gefühlt 20 Kilometer ging es fast nur geradeaus. Oft gibt es ja am Rand besser zu fahrende Linien, aber hier konnte man absolut nicht ausweichen und musste komplett die ganze Rüttelpiste durchhalten. Meine Gedanken waren in dem Moment bei allen, die mit schmaleren Reifen unterwegs waren. Diese 8 Kilometer (hab nachgeschaut) waren auf jeden Fall ein Highlight der besonderen Art. Aber es war nur eins. Besser, man weiß nicht alles schon vorher.
Mein geplantes Tagesziel kurz vor Anklam erreichte ich mit leichter Verspätung um 2.45 Uhr. Der Schlafplatz war leider schon besetzt, aber daran war ich selber Schuld. Man lernt immer wieder dazu. Deutschland ist nicht Dänemark, wo es genug Shelter zum übernachten gibt. Hier behält man Tipps, wo man übernachten kann, besser für sich.

Ursprünglich habe ich geplant, die 650 Kilometer auf 4 Tage aufzuteilen. Sonntag Mittag etwa im Ziel dachte ich. Ich weiß auch nicht, wie es kam, aber mit der Zeit reduzierte sich die Fahrzeit in der Planung immer mehr. 2- 3 Tage gehen auch mal mit weniger Schlaf. Ich wollte am 3. Tag möglichst weniger als 100 Restkilometer haben. In der Theorie war das auch möglich. Und es hat schließlich auch ziemlich gut hingehauen. Aber eins nach dem anderen… Ein Spaziergang war es sicher ganz und gar nicht. Ich habe jeden Abschnitt auf Asphalt oder allgemein gutem Untergrund zur Erholung genutzt. Das war auch zwingend nötig, denn früher oder später wurde es dann wieder anstrengend. Ich bekomme alles gar nicht mehr zusammen, aber in Erinnerung sind mir diese Schmankerl und Highlights geblieben:
– Tore, Bäume oder andere Hindernisse, wo das Rad drübergehoben werden musste.
– Hohes Gras. Nur Schieben möglich, sonst zieht sich das Gras in den Antrieb
Offgrid Abschnitte, wo kein Weg existierte und man sich nur nach dem Strich auf dem Navi orientierte und durch hohes Gras und über ein Feld stapfte.
– Die Ufertrails bei Feldberg und auf Usedom. Selbst mit dem MTB eine Herausforderung!
– Weiden mit Kühen, die einmal durchquert werden mussten, weil es der einzige Weg war oder umfahren wurden.
– Sand (war noch das kleinere Übel), Kopfsteinpflaster satt, verwilderte Wege (Bahndamm?), wo plötzlich einfach mal eine Brücke fehlt.

 

Der 2. Tag startet gegen 6 Uhr und beginnt gleich mit einer Umleitung. Leider ist der Weg am Wasser Richtung Anklam gesperrt und Hinweise fehlen. Weder der Grund ist benannt noch eine Umleitung ausgeschildert. Zu essen hatte ich noch genug dabei und so konnte ich direkt Richtung 1. Checkpoint radeln. Der ist in Koserow, etwa 70 Kilometer entfernt. Am Checkpoint war ich überraschend als Erster. Der Empfang war sehr nett, es gab erstmal was leckeres zu trinken und einen schönen Stempel.
In Zinnowitz traf ich mich noch mit Jan, einem Radfreund, zum 2. Frühstück. Soviel Zeit musste sein. Auch bei Basti in Wolgast schaute ich noch auf einen Kaffee vorbei.

Nun aber genug getrödelt, es musste wieder weiter gehen. Der letzte Supermarkt in Jarmen musste noch erreicht werden. Von Usedom gings nun direkt in den Wind. Das fiel zum Glück nur bei den guten Wegen auf. Sonst muss ich sagen, ging es eigentlich. Durch den Sturm lagen zwar überall kleinere Äste und seltener auch mal Bäume auf den Wegen, aber es war ok. Bis kurz vor Jarmen ging es gut voran, bis der Track plötzlich nach links bog. Dort gab dann oben beschriebenes Schmankerl. Für 6 Kilometer habe ich 45 Minuten gebraucht. Kurzer Stopp dann in Jarmen beim Supermarkt. Ich decke mich wieder für die Nacht ein. Getränke sind das Wichtigste. Nur Wasser geht nicht auf Dauer bei mir. Einen schönen Pfannkuchen bekomme ich auch noch beim Bäcker.
Nächstes Ziel ist der Helpter Berg. Mit knapp 180m Höhe ist er die höchste Erhebung Mecklenburg Vorpommerns. Der Weg hinauf war noch okay, runter war dann wieder Adventure Modus: Zuerst mal den Weg überhaupt finden im dunkeln. Dann eine steile Senke hinunter und gegenüber möglichst mit viel Schwung wieder hinauf. Dabei möglichst schnell abspringen, da es so steil ist, das man sonst einfach umfallen würde.
Jetzt kam die Müdigkeit bei mir langsam durch. Es war schon lange wieder dunkel und gegen halb zehn. Ich habe in der nächstbesten Bushaltestelle gestoppt und ein Nickerchen gemacht. Als ich nach 15 Minuten weiterfahren wollte, tauchte Jonathan plötzlich wieder auf. Eine schöne und willkommene Abwechslung für uns beide, denke ich. Es machte nun wieder viel mehr Spaß, zu zweit durch die Nacht zu düsen. Gemeinsam suchten wir nun den richtigen Weg. Jonathan war sich auch nicht immer sicher, wo jetzt der Track lang ging. Im Wald war dazu extrem schlechter GPS Empfang. Oft musste ich dann die Route per Handy und OSM bestimmen. Dann stürzte mal wieder der Wahoo ab. Ich fuhr trotzdem weiter, während die Route minutenlang wiederhergestellt wurde und landete irgendwo im Nirgendwo (nachts von Kühen umringt zu werden stand jetzt nicht unbedingt auf meinem Wunschzettel). Es wurde nicht langweilig!

Eigentlich ging es jetzt erst richtig los: mit den Trails um Feldberg. Das waren schmale Wanderwege, sehr wurzelig oder steinig. Manchmal auch zugewachsen, vorzugsweise mit Pflanzen die gerne nesseln oder kratzen. Und steil war es! So genau war es im Scheinwerferlicht nicht immer zu sehen. Man wollte auch gar nicht wissen, wie tief der Abhang da war. Jedenfalls hat es mich dann an einer Stelle plötzlich unvermittelt vom Rad geworfen. Ich war mit dem Pedal an einem nicht sichtbaren, weil zugewachsenen, Baumstumpf hängen geblieben und direkt nach links den Hang hinab gefallen. Glück im Unglück: ich konnte mich an den Brennnesseln festhalten. Jonathan kam kurz danach und kippte auch irgendwie um beim stoppen, aber auf die andere Seite. Kurzer Mann- und Radcheck- alles noch dran und in Ordnung, also weiter gehts. Als es kurz wieder ruhiger wurde von der Strecke her, meinte Jonathan, jetzt kommt nochmal ein „richtig cooler Teil“. Ich hatte schon echt viele coole Teile auf den letzten Kilometern gehabt und eigentlich auch langsam genug, meinte ich. Was kommt da also noch? Es ging einfach weiter mit den Trails… An einer Stelle wich ich einem Stein aus und das Vorderrad rutschte dabei vom leicht erhöhten Weg hinab. Ich stürzte schon wieder. Diesmal stieg ich nach vorn über den Lenker ab. Nach diesem zweiten Warnschuss hatte ich genug und schaltete einen Gang zurück. Ich ließ Jonathan vorbei und fuhr etwas langsamer und dafür konzentrierter weiter.

Bei der Ortsdurchfahrt von Feldberg war wieder die Liebe zum Detail bei der Routenplanung zu erkennen. Der Track führte sehr schön durch den Ort. Herrlich! Besonders natürlich nachts, wenn man total frei und ungestört so einen Ort praktisch allein für sich hat. Es hat einfach nur Spaß gemacht!
Für 23 Kilometer habe ich bei all den Trails dort über 2h gebraucht. Langsam wurde es immer später und ich wollte eigentlich etwas mehr schlafen diese Nacht. Doch jetzt kam auf einmal kein schöner Schlafplatz. Das gibts doch nicht! Am Tag sieht man ständig richtig schöne Spots zum Übernachten und jetzt, wenn man sie braucht, gibt es keine! Am Ende war es zwar schon halb vier, aber ich war dafür dann wenigstens auch durch mit den Ufertrails. Gott sei Dank! Es war schön, aber irgendwann ist auch mal gut. Geschlafen habe ich ein Stück weiter in einem kleinen Dorf (Netzow) auf dem Tisch einer überdachten Picknickbank. Das das mit dem Dach eine gute Idee war, fiel mir erst auf als es plötzlich leicht zu nieseln begann.
Gepäckmäßig war ich schon möglichst spartanisch unterwegs. Trotzdem ist da noch auf jeden Fall Optimierungspotenzial. Neu diesmal war eine Apidura Rahmentasche. Die war toll, konnte ich doch so das Rahmendreieck bestens Nutzen, u.a. mit einer 2l Trinkblase. Leider war schon am Start der Reißverschluss defekt. Ich konnte ihn nur noch mit größter Kraft überhaupt bewegen, um an den Inhalt der Tasche zu gelangen. Während der Fahrt schonmal gar nicht. Das war ärgerlich, hat zum Glück noch irgendwie funktioniert, aber ich werde das reklamieren müssen.
In der Planungsphase hatte ich überlegt, ob ich evtl. wieder ohne Schlafequipment fahren sollte. Dann wäre ich deutlich leichter unterwegs. Zum Glück habe ich es aber nicht gemacht und mich an das letzte mal erinnert, wo ich nachts ohne Schlafsack total übermüdet bei der Brandenburg550 bei Temperaturen unter 5 Grad nirgends anhalten konnte und gezwungen war, weiter zu fahren. Kein schönes Erlebnis, dafür eine wichtige Erfahrung, sowas nicht noch einmal zu machen.
Aber ich werde das Schlafsetup nochmal weiter optimieren, da geht noch deutlich was. Zumal, wenn wie jetzt, die Temperaturen nachts >10 Grad sind.
Nach einem 2,5h Stopp gehts um Punkt 6 Uhr weiter. Die Straßen sind nass, es regnet aber nicht mehr zum Glück. Kurzer Check bei Spotwalla, wie die Lage ist – ah Jonathan ist ein Stück vor mir, hinter mir weit nichts. Also Blick nach vorne! Ich weiß in diesem Moment nicht, ob Jonathan Pause gemacht hat und wie lange. Die Positionen beim Onlintracking sind auch nicht zuverlässig genau. Also versuche ich einfach etwas Druck zu machen, soweit das möglich ist. Vielleicht kann ich zu ihm aufschließen, wenn er eine Pause machen muss. Ein paar Minuten brauche ich früh, um wieder eins zu werden mit dem Rad. Durch das ständige Offroadfahren und die Stöße, leidet der Hintern doch ziemlich. Die Hände muss ich auch immer wieder entlasten. Äußerst hilfreich sind da die Innerbarends von Ergon. Niemals wieder ohne! Es rollt gut an diese Morgen, zunächst nach Templin hinein. Schön ist dort der Marktplatz geworden! Er wurde die letzte Zeit umgestaltet und dort war lange eine Baustelle. Der Track ist wirklich gnädig mit mir. Es geht auf Asphalt hinunter an den Lübbesee und er folgt dort dem Radweg. Es gab unterwegs so viele tolle, klare Seen- eine Schande, das ich da nicht wenigstens einmal baden war.

Je näher ich der Stadtgrenze komme, desto bekannter wird die Gegend wieder. Viele Wege und Ecken sind mir bekannt. Es rollt weiterhin gut. In der Schorfheide vermisse ich schon fast Kopfsteinpflaster. Dafür gibt es schöne Schotterpisten. Nur einmal werde ich aufgehalten. Ein kurzes Stück geht es durch einen völlig zugewachsenen Weg, der dazu noch durch einen umgestürzten Baum blockiert wird. Mittlerweile bin ich geübt darin, das beladene Rad mit der rechten Hand am Sattelrohr über bzw. zuerst auf das Hindernis zu hieven, um dann ebenfalls dieses zu erklimmen und anschließend auf der anderen Seite möglichst unbeschadet wieder herunter zu kommen. Hier hätte man tatsächlich auch mal leicht einen Weg außen herum nehmen können.
Der Track bleibt bis zum Schluss fordernd. Das Biesenthaler Becken und der Uferweg am Hellsee sind wieder wie gemacht fürs Mountainbike. Als es an der Motocrossstrecke plötzlich steil hinauf geht, schalte ich blitzschnell auf ein großes Ritzel. Dabei springt die Kette zwischen Ritzel und Speichen direkt bis runter zur Nabe. Das könnte das Ende bedeuten im schlimmsten Fall, denke ich, als ich den Mist sehe! Ich nehme die Kette vom vorderen Kettenblatt, um die Spannung rauszunehmen. Der Schaltkäfig hat sich mit der unteren Schaltrolle hinter dem großen 52er Ritzel verklemmt. Nix dreht sich mehr. Mit den Fingern fummel ich zwischen den Speichen von der anderen Seite Stück für Stück die Kette hoch. Das geht tatsächlich und nach wenigen Minuten sitzt alles wieder wie es soll, kein Schaden zum Glück! Es kann weiter gehen! Also rollen, natürlich. Sonst hätte ich wirklich die letzten 20 Kilometer gehen müssen. Puh, daran will ich lieber gar nicht denken. Das wäre kein schöner Abschluss gewesen.
Durch manuelles aktualisieren meines Standortes gebe ich immer wieder regelmäßig meine Position durch. Leider funktioniert die Tracking App bei mir nicht automatisch. Irgend eine Einstellung scheint nicht korrekt zu sein. Aber so geht es zur Not auch.
Ohne größeren Stopp erreiche ich am dritten Tag nach 86 und insgesamt 650 Kilometern, 49 Stunden und 26 Minuten das Ziel als 2. von insgesamt 30 Startern in Bernau. Jonathan ist 1,5h vor mir als Erster angekommen. Er fuhr tatsächlich die Nacht durch und stoppte nur beim Bäcker in Biesenthal. Stark gefahren , vor allem, wenn ich bedenke, wie schnell er immer von hinten aufgeholt hat.
An diesem Tag werden insgesamt 5 Fahrer das Ziel erreichen. Auf Instagram kommt die Info: „Dabei hat sich der Track für viele härter als erwartet herausgestellt, gut die Hälfte ist bereits ausgestiegen (Erschöpfung, gebrochenes Schaltauge, Sturz in Graben, Knieprobleme, kaputte Felgen…).“ Bis Sonntag Abend sind es 10 Fahrer im Ziel. Der letzte auf der Strecke ist Gerhard. Ich kenne ihn bereits von der Transcimbrica. Er ist über 60 und zieht die Strecken in seinem eigenen Tempo und auf seine Art durch.

Danke für dieses tolle Event an Markus und Jonathan sowie deren Freund*innen. Das habt ihr großartig gemacht! Diese Tour war definitiv ein Highlight für mich und hat riesig Spaß gemacht!

Michael